1812 Napoleons Feldzug nach Rußland. Brand Moskaus. Vernichtung seines Heeres auf dem Rckzge (ber-gang der die Beresiua).
Jorck schliet mit den Russen die Konvention zu Tau-roggeu.
18131815 Die deutschen Befreiungskriege.
1813 Friedrich Wilhelm Iii. erlt in Breslau den Aufruf zur Bildung freiwilliger Jgerkorps. Erhebung in Ostpreuen.
Bndnis mit Rußland (Alexander I.). Stiftung des Eisernen Kreuzes. Aufruf An mein Volk".
Der Frhjahrsfeldzug. Napoleons Siege bei Gro-grschen und Bautzen. Waffenstillstand. Verhand-lungeu in Prag; sterreich-Ungarn erklrt an Napo-leon den Krieg.
Der Sommer- und Herbstfeldzug. Siege der Nord-armee bei Grobeeren und Bennewitz (Blow), der Schlesischeu Armee (Blcher) an der Katzbach. Die Bhmische Armee (Schwarzenberg), bei Dresden ge-schlagen, siegt bei Kulm und Nollendorf (Kleist). Die Schlesische Armee berschreitet die Elbe bei Warten-brg (Yorck).
16., 18., 19. Die Vlkerschlacht bei Leipzig. Wachau und Mckern; Oktober Probstheida. Napoleon geht der den Rhein zurck; Auflsung des Rheinbundes.
1814 Feldzug der Verbndeten in Frankreich. Blchers Rhein-bergang (1. Januar) und Siege bei La Rothiere und Laon. Einnahme von Paris, Napoleon dankt ab und erhlt Elba.
Wiederherstellung des Knigtums in Frankreich. Erster Pariser Friede.
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Extrahierte Ortsnamen: Rußland Moskaus Breslau Ostpreuen Napoleons Bautzen Prag Dresden Kulm Leipzig Rhein Rheinbundes Frankreich La_Rothiere Laon Paris Elba Frankreich
83.
Die Herrschaft der Hundert Tage und der zweite Pariser Friede.
139
Bunde" nahm sterreich nur mit seinen deutschen Staaten, Preußen nur mit seinen ehemals zum Reiche gehrenden Provinzen teil. Der König von Dnemark gehrte ihm als Herzog von Holstein und der König der Niederlande als Groherzog von Luxemburg an. Der Zweck des Bundes war, die uere und innere Sicherheit Deutschlands und die Unab-hngigkeit und Unverletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten zu erhalten;
seine Angelegenheiten wurden durch den Bundestag in Frankfurt a. M. wahrgenommen, in dem alle seine Glieder durch ihre Bevollmchtigten vertreten waren.
83. Die Herrschaft der Hundert Tage und der zweite Pariser Friede. Rckblick auf die Zeit Napoleons. Im Mrz 1815, als die Spannung auf dem Wiener Kongre aufs hchste gestiegen war, verlie Napoleon Elba und landete in Cannes (Sdfrankreich). So wenig hatte sich die neue Herrschaft der Bonrbonen beliebt gemacht, da er, ohne nennenswerten Widerstand zu finden, schon drei Wochen spter in Paris einziehen konnte.
Dieses Ereignis stellte sofort die Einigkeit unter den verbndeten Fürsten wieder her. Es wurde eine Achtserklrung gegen Napoleon ausgesprochen und ein gemeinsamer Krieg beschlossen.
Napoleon bildete aus seinen alten Soldaten, die aus deutscher und russischer Gefangenschaft inzwischen zurckgekehrt waren, eine Armee und versammelte sie an der Nordostgrenze. Von den Verbndeten trafen zu-erst Wellington mit einem aus Deutschen und Englndern zusammen-gesetzten Heere und Blcher mit vier preuischen Korps in den Nieder-landen ein. Die beiden Heere lagen weit auseinandergezogen im Quartier, als Napoleon die belgische Grenze berschritt und in der Schlacht bei Ligny am 16. Juni die preuische Armee, die sich nur zum Teil hatte Ligny versammeln knnen, besiegte: durch einen Sturz mit dem Pferde geriet 16'3um' Blcher selbst in die grte Lebensgefahr. Den Rckzug der preuischen Armee leitete Gneisenan aus Wawre so, da es mglich war, schon zwei Tage spter in den Entscheidungskampf von Belle-Alliance ein-zugreifen. Hier, einen Tagemarsch sdlich von Brssel, hatte Wellington auf mehreren Hgeln eine zur Verteidigung vorzglich geeignete Stellung eingenommen, nachdem er am Tage der Schlacht bei Ligny der Ney bei Qnatrebras gesiegt hatte*). Napoleon hatte die Verfolgung der Preußen Qu-urebras. einem Korps unter Grouchy bertragen und die brigen Truppen Wellington gegenber vereinigt. Erst am Mittag des 18. Juni gab er Belle-den Befehl zum Beginn der Schlacht. Trotz des zhen Widerstandes,
den die Englnder leisteten, wurden ihre Stellungen durch Napoleons gewaltige Reiterangriffe schwer erschttert und gingen zum Teil bereits ver-loreu, als am Nachmittage die Preußen von Wawre her auf dem Schlacht-felbe eintrafen und das Blowfche Korps nach erbittertem Kampfe das
*) Hier fiel Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig ( 72), der in Spanien gekmpft hatte und 1813 in sein Land zurckgekehrt war.
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140
Der Wiener Kongre und die Herrschaft der Hundert Tage.
83
Dorf Plancenoit eroberte. Napoleons Rckzug, der nach einem letzten, erfolglosen Angriff feiner Garden auf Wellingtons Stellung notwendig geworden war, fhrte zur Vernichtung seines Heeres, da sich die Preußen auf seine Rckzugsstrae warfen und Gneifenan die Verfolgung des ge-fchlageneu Feindes die ganze Nacht hindurch bis zum nchsten Morgen aufs tatkrftigste fortsetzte. Ihm fiel dabei Napoleons Staatswagen mit dessen Mantel, Hut und Degen und einem Schatz an Gold und Diamanten in die Hnde. Auch das weitere rasche Vordringen der Sieger vereitelte jede Sammlung der feindlichen Truppen; schon vierzehn Tage spter stand Blcher vor Paris. Napoleon dankte zugunsten seines Sohnes ab. Flch-tend kam er.zum Hafen von Rochefort, um sich nach Amerika zu begeben, ging aber im Vertrauen auf englische Gromut an Bord eines englischen Kriegsschisses. Er wurde als Gefangener behandelt und nach der Insel St. Helena gebracht, wo er am 5. Mai 1821 gestorben ist.
Nach der Einnahme von Paris kehrte Ludwig Xviii. auf den franzsischen Thron zurck. In dem zweiten Pariser Frieden mute sich Frankreich einige kleine Gebietsabtretungen gefallen laffen, darunter die von Saarlouis und Saarbrcken, die an Preußen sielen, und eine Kriegsent-fchdignng zahlen, die zum Bau von Festungen an der deutschen West-grenze verwendet werden sollte? Elsa und Lothringen dagegen wurden trotz der Bemhungen preuischer Patrioten (Stein) auch jetzt nicht zurckgegeben.
Mit diesem Frieden schliet die ungeheuer bewegte Zeit, die mit dem Jahre 1789 begonnen hatte und sowohl die uere Gestalt als besonders die inneren Verhltnisse fast aller Staaten Europas von Grund aus ver-ndert hat.
Geistiges Es wre jedoch ein Irrtum, zu glauben, da in jenen Tagen schwerer Lb-n Kmpfe und staatlicher Umwlzungen Kunst und Wissenschaft brachgelegen
Napi?ns, haben. Schuf doch gerade damals (17991804) Schiller seine Meisterdramen und Goethe mehrere seiner klassischen Prosaschriften und natur-wissenschaftlichen Untersuchungen. In dem Jahre seiner denkwrdigen Be-gegnung mit Napoleon (in Erfurt, 1808) wurde der erste Teil seines Faust" gedruckt. Die Tonkunst, besonders die Instrumentalmusik, gelangte durch Beethoven (geb. 1770 in Bonn, seit 1792 in Wien ansssig) zu grter Vollendung. Auf dem Gebiete der Naturwissenschaften begrndete (1796) Laplaee eine grundlegende Theorie der Kosmogonie, Chladni die Wissen-schaft der Akustik, Fraunhofer die moderne praktische Optik; Gay-Lufsae versuchte mit Hilfe des (1783 erfundenen) Luftballons die Erforschung der Atmosphre. Namentlich aber bereiteten sich groe Umwlzungen im Verkehrswesen vor, nachdem 1807 gutton in New York das erste leistungs-fhige Dampfschiff und sieben Jahre spter G. Stephenson die erste Lokomotive erbaut hatte. Auerdem rief die Erfindung des Steindruckes, der Buchdruck-Schnellpresse und des mechanischen Webstuhls mancherlei Ver-nderungen auf technischem Gebiete hervor.
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons_Staatswagen Paris Amerika Paris Frankreich Lothringen Europas Erfurt Bonn Wien Laplaee Buchdruck-Schnellpresse
62 Das Zeitalter Friedrichs des Groen. 38.
H 38.. Der zweite Schlesische Krieg (17441745); Fortsetzung und Ende des Osterreichischen Erbfolgekrieges. Nach dem Frieden von Breslau war Maria Theresia in entschiedenem Vorteile. Ihre Truppen, die aus Bayern verdrngt worden waren, eroberten das Sand aufs neue und zwangen Karl Vii. zur Flucht; ebenso muten die Franzosen unter schweren Verlusten Bhmen rumen. Jetzt endlich entschied sich König Georg Ii. von England offen fr sterreich, nachdem er bis dahin eine zweideutige Rolle gespielt hatte; erijbesiegte an der Spitze der aus Englndern, Hanno-veranern und Hessen bestehenden Pragmatischen Armee" die Franzosen Dettingen bei Dettingen (unweit Aschaffenburg) und drngte sie der den Rhein 1,4' zurck. Auch August Iii. schlo mit Maria Theresia ein Abkommen, das ihm auf Kosten Preuens eine territoriale Verbindung zwischen Sachsen und Polen in Aussicht stellte.
2. Schlesischer Unter diesen Umstnden gewann Friedrich Ii. die berzeugung, ster-ftnc9' reich werde nach dem glcklichen Abschlsse des gegenwrtigen Krieges alles daransetzen, Schlesien wiederzueroberu, und beschlo daher, diesem An-griffe zuvorzukommen. Er vereinbarte deshalb mit Ludwig Xv. ein gemeinsames Vorgehen und rckte, indem er die Sache des Kaisers als Vor-wand bentzte, mit 80000 Mann kaiserlicher Hilfsvlker" in Bhmen ein (August 1744). Hier traten ihm jedoch, nachdem er bereits Prag erobert hatte, Karl von Lothringen und Marschall Traun entgegen, die von den Franzosen am Rheine nicht festgehalten worden waren, und ntigten ihn unter Vermeidung einer offenen Feldschlacht, mit seinem durch Krankheiten und Fahnenflucht geschwchten Heere das Land wieder zu rumen. Tod Seine Lage verschlimmerte sich noch dadurch, da Kaiser Karl Vii. damals ai745vil (Januar 1745) starb und sein Sohn Max Joseph mit Maria Theresia unter gegenseitiger Anerkennung ihres Besitzstandes bald darauf Frieden Friede zu schlo (in Fssen, April 1745). Als aber jetzt ein sterreichisch-schsisches Su?'en' Heer unter Karl von Lothringen in Schlesien einrckte, erfocht Friedrich Hohenfriede- ^ der Morgenfrhe des 4. Juni der den allzu siegeszuversichtlichen berg 4. Juni Gegner bei Hohenfriedeberg *) (unweit Striegan) einen glnzenden Sieg, 1745' den ein ungestmer Angriff des Dragonerregimentes Bayreuth (unter Graf Geler) vervollstndigte. Hierauf marschierte der König wieder in Bhmen ein, um die Verpflegung seines Heeres wenigstens zum Teil auf Kosten des Feindes zu bestreiten, trat jedoch bei Annherung des Winters den Rckzug an und entzog sich durch seinen blutigen Sieg bei Soor. Soor (30. September) der Gefahr einer Umzingelung durch den weit strkeren Gegner.
Franz I. Um dieselbe Zeit wurde der Gemahl der Maria Theresia als Franz I. (1745-1765). Frankfurt a. M. zum Kaiser gekrnt. Hatte sie also in dieser Hinsicht das Ziel ihrer Wnsche erreicht, so plante sie fr den Winter noch einen gemeinsamen Angriff der sterreicher und Sachsen auf die Mark Brau-denbnrg; den König gedachte man in Schlesien, wo seine Truppen bereits
*) Flschlich bisweilen Hohenfriedberg geschrieben.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Karl Georg_Ii August Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Xv. August Karl_von_Lothringen Karl Marschall_Traun Karl_Vii Karl Max_Joseph Max Maria_Theresia Maria Theresia Karl_von_Lothringen Karl Friedrich_Hohenfriede- Friedrich Franz_I. Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I.
67. Napoleons Kaiserkrnung. Der dritte Koalitionskrieg. 109
er mit seiner Gemahlin Luise, einer Prinzessin von Meckleuburg-Sttelitz, Knigin und seinen Kindern fhrte, wurde dem ganzen Lande ein Vorbild; namentlich gewann die Leutseligkeit und Anmut der Knigin dem Herrscherhause die Liebe und Achtung der Untertanen wieder.
C. Das Kaiserreich.
67. Napoleons Kaiserkrnung (1804). Der dritte Koalitions- Napoleon krieg'(1805). Im Jahre 1804 wurde Napoleon durch Volksbeschlu mit Fussen berwltigender Stimmenmehrheit zum Kaiser der Franzosen gewhlt. <1804> Der Papst Pius Vii. salbte ihn (am 2. Dezember) in Notre-Dame zu Paris; der Kaiser setzte sich einen goldenen Lorbeerkranz aufs Haupt und krnte sodann seine Gemahlin. Im folgenden Jahre krnte er sich in und Bnig Mailand zum Könige von Italien und ernannte seinen Stiefsohn n Italien Engen Beanharnais zum Vizeknig. Seine Generale Ney,
Davot, Massena, Oudinot, Bernadette machte er zu Marschllen und verlieh ihnen Herzogs- und Frstentitel nebst reichen Dotationen, ebenso Talleyrand, dem Minister des Auswrtigen. Sein Hos war der glnzendste in Europa.
Schon 1803 waren die Feindseligkeiten mit England wieder aus-gebrochen, das sich durch die franzsischen Schutzzlle in seinem Handel K" geschdigt und seine Sicherheit durch die Stellung des Gegners an der Kste des Kanals ernstlich gefhrdet sah. Nachdem daher Pitt das Ministerium wieder bernommen hatte, war es zum Bruche des Friedens gekommen, der in England von vornherein wenig volkstmlich gewesen war.
Napoleon hatte zum Angriff auf England seine Truppen im Lager von Bonlogne vereinigt und das Kurfrstentum Hannover besetzt.
Den drohenden Angriff wendete Pitt dadurch ab, da er Rußland,^s.ftoait* sterreich und Schweden dafr gewann, sich mit England zur Wieder- ton Herstellung der alten Ordnung in Europa zu einer neuen (der dritten) Koalition zu verbinden. Daraufhin fhrten Napoleons Marschlle sein 200000 Mann starkes Heer eiligst von Bonlogne nach Oberdeutschland, wo Bayern, Wrttemberg, Baden, Hessen und Nassau das franzsische Heer alsbald durch ihre Truppen verstrkten.
Beide Parteien hatten sich bemht, Preußen zu sich herberzuziehen; Preußen allen diesen Versuchen, die namentlich von englischer und russischer Seite,
teils offen, teils im geheimen, unternommen wurden, war jedoch Friedrich Wilhelm Iii. ausgewichen. Selbst als sich jetzt der Krieg Preuens Grenzen nherte, war der König entschlossen, neutral zu bleiben, und machte daher mobil, als sich Rußland anschickte, den Durchzug seiner Truppen durch preuisches Gebiet zu erzwingen. Unterdessen aber rckte Marschall Bernadotte, ohne sich an Preuens Neutralitt zu kehren, von Hannover durch das preuische Frstentum Ansbach nach der oberen Donau, wo der sterreichische General Mack in der Festung Ulm ein- uim. geschlossen und zur Wassenstrecknng gentigt wurde (Oktober 1805). Aber
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Napoleons Notre-Dame Paris Mailand Italien Italien Massena Europa England England England Hannover Schweden England Europa Napoleons_Marschlle Bonlogne Oberdeutschland Wrttemberg Baden Hessen Nassau Frstentum_Ansbach Donau Ulm
70. Der Krieg im Jahre 1807. Der Friede zu Tilsit. 113
hier (bei Ratkau) erst kapitulierte, als er keinen Bissen Brot und keinen Ratkau. Schu Pulver mehr hatte". Andrerseits ergab sich bereits zwei Tage nach der Schlacht Erfurt und wenige Tage spter Spandau, die Zitadelle Festungen, von Berlin. Napoleon konnte daher schon am 27. Oktober in die Landes-Hauptstadt einziehen, während der König der Kstriu und Grandenz nach Knigsberg floh. Am 28. Oktober streckte der Fürst von Hohenlohe mit dem Reste seiner Armee bei Prenzlau in freiem Felde vor den Reitern Prenziau. Mnrats die Waffen, und tags darauf ffnete der 81jhrige Kommandant von Stettin die Tore der Festung. Am 1. November fiel Kstritt und bald darauf Preuens Hauptwaffenplatz Magdeburg. In den nchsten Wochen folgten auch die schleichen Festungen Glogan, Breslau, Brieg und Schweidnitz diesem unrhmlichen Beispiele.
Napoleons Sieg bei Jena beruhte abgesehen von seiner eigenen Ursachen des strategischen berlegenheit lediglich auf der greren Zahl (160000 gegen 130 000 Mann) und der besseren taktischen Ausbildung seiner Truppen.
Unter Friedrich dem Groen hatte das Heer in Schlachtordnung eine einzige geschlossene Linie gebildet, die gleichzeitig zum Stoe gegen den Feind vor-gefhrt wurde. Seitdem hatte man an der Vervollkommnung der hierzu notwendigen Bewegungen unermdlich gearbeitet und das Heer zu einem pnktlich arbeitenden Mechanismus ausgestaltet, in welchem jeder Offizier und jeder Mann an seinen festen Platz gebunden war. Dagegen war in Frankreich eine beweglichere Art der Kriegfhrung angenommen und durch Napoleon zur grten Vollkommenheit gebracht worden. Jeder einzelne Teil des Heeres und jeder Befehlshaber war daran gewhnt worden, nach eigener Einsicht zu handeln und zweckmig in das Gefecht einzugreifen.
Dieser Beweglichkeit und Selbstndigkeit war das alte preuische Heer er-legen. Daher schlug in Preußen das blinde Vertrauen, das man bisher in die Unbesiegbarkeit des Heeres gesetzt hatte, jetzt in Kopflosigkeit und Ver-zagtheit um. berdies waren einige Festungskommandanten tatenscheue In-validen und die Festungswerke selbst im Verfall.
70. Der Krieg im Jahre 1807. Der Friede zu Tilsit. Whrend feines Aufenthaltes in Berlin (November 1806) verfgte Napoleon gegen England die Kontinentalsperre, d. h. er verbot den Handel mit eng Rontmentai-lischen Waren, sperrte den englischen Schiffen alle festlndischen Hfen fpme' und ordnete die Verhaftung aller Englnder auf dem Festlande an. Dem Könige von Preußen bot er damals einen Waffenstillstand cm; im Vertrauen auf die Untersttzung der Nation und auf russische Hilfe beschlo dieser jedoch, den Widerstand fortzusetzen. Daher lie Napoleon sogleich die Polen in den neu erworbenen preuischen Provinzen aufwiegeln. Der Kurfürst Friedrich August von Sachsen, dessen Truppen bei Jeua rhmlich auf preuischer Seite gefochten hatten, schlo mit ihm Frieden,
trat dem Rheinbunde bei und erhielt den Knigstitel. Noch vor Ablauf des Jahres 1806 fanden die ersten Treffen zwischen Russen und Fran-zosen statt. Am 7. und 8. Februar 1807 hielt das russische Heer unter Preuhisch-Bennigsen mit Hilfe der Preußen (unter Lestocq) bei Preuisch- ^ Eyiau Eylau (sdlich von Knigsberg) zwei Tage lang den franzsischen 7-/ijbr'
Pfeifer, Geschichte. Vi. C. g
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Hohenlohe Napoleons Friedrich Friedrich Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_August_von_Sachsen Friedrich August Pfeifer
Extrahierte Ortsnamen: Tilsit Erfurt Spandau Berlin Knigsberg Prenzlau Stettin Magdeburg Breslau Brieg Schweidnitz Napoleons Jena Frankreich Tilsit Berlin England Polen Rheinbunde Knigsberg
114
Preuens Sturz.
70.
Angriffen stand; Bennigsen rumte das Schlachtfeld, doch auch Napoleon mute infolge von Verpflegungsschwierigkeiten bis an die Weichsel zurck-gehen. Der Krieg zog sich bis zum Sommer hin und drehte sich vor-zugsweise um einige heldenmtig verteidigte Festungen. Bis zum Mai widerstand Danzig (unter dem Grafen Kalckrenth), bis zum Juni Neie? nnbezwnngen blieben Kolberg, wo Gneisenan das Kommando erhalten hatte, Grandenz (unter L'homme de Conrbiere) und die beiden schleichen Festungen Koset (Neumann) und Glatz (Graf Goetzen). Als Preuisch- afcer die Schlacht bei Preuisch-Friedland (am 14. Juni) mit einer rx? vollstndigen Niederlage der Verbndeten geendet hatte, trat Alexander mit Napoleon in Unterhandlungen. Auf einem Flo in der Memel bei Friede von Tilsit kamen die beiden Kaiser zusammen. Zu ihrer Unterredung wurde 2tiilt' Friedrich Wilhelm am ersten Tage nicht zugezogen. Am folgenden Tage nahm er zwar daran teil, Napoleon lie sich aber nicht darauf ein, mit ihm zu verhandeln, da Preußen die Gesetze des Siegers empfangen sollte. Auch die persnliche Frbitte der Knigin Luise bei ihm konnte Preuens Schicksal nicht ndern. Der Staat verlor alle seine Provinzen auf dem linken Elbufer, dazu seine Erwerbungen aus der zweiten und dritten . Teilung Polens nebst dem Kulmerlande und dem Netzedistrikt sowie den Kottbuser Kreis. Die drei Oderfestungen Glogau, Kstrin und Stettin blieben bis zur Bezahlung der Kriegskosten, deren Hhe zunchst noch nicht angegeben, spter auf 140 Millionen Franken berechnet wurde, in den Hnden der Franzosen. Der Staat Friedrichs des Groen hrte auf, eine Gromacht zu sein. Die polnischen Landesteile Preuens ver-Erotzherzog- lieh Napoleon als Groherzogtnm Warschau dem Könige von Warschau. Sachsen. Auch Kottbus wurde mit Sachsen vereinigt, während Danzig eine freie Stadt wurde und franzsische Besatzung erhielt. Die West-elbischen Gebiete Preuens auer Bayreuth, das an Bayern fiel gab Napoleon zusammen mit Hessen und Braunschweig als Knig-Knigreich reich Westfalen feinem jngsten Bruder Jerme, der alsbald in feiner Westfalen. I^^denz Casfel ein schwelgerisches Hofleben begann.
Zu allen diesen Neuschpfungen des franzsischen Kaisers hatte bereits im Tilsiter Frieden auch Alexander im voraus seine Zustimmung geben mssen; auerdem hatte er versprochen, sobald ein Friede zwischen Eng-land und Frankreich nicht zustande kme, der Kontinentalsperre beizutreten. Dafr behielt Rußland feinen Anteil aus deu polnischen Teilungen und follte Finnland erhalten, wenn Schweden den Krieg fortfetzte.
Macht- Durch die letzten Kriege hatte Napoleon feine Stellung in Italien und tn
Jteiiung Deutschland gewaltig verstrkt, sterreich aus beiden Lndern hinausgedrngt, Rulands' Preußen aus der Reihe der Gromchte gestrichen und Deutschland unter u. Englands, feinem Protektorat neu geordnet. Rulands Macht dagegen war trotz seiner Niederlagen noch ungebrochen. Der Friede zu Tilsit bedeutete mehr eine Verstndigung der beiden Kaiser der die Teilung der Herrschaft ans dem Festlande als die Unterordnung des einen unter den andern; er konnte nur so lange whren, als es den Interessen beider entsprach, sich an tue
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Der Krieg in Spanien.
115
getroffenen Bestimmungen zu binden. Englands Macht war sogar noch gewachsen; zur See hatte es keinen Gegner mehr und konnte sich daher (1806) der hollndischen Kapkolonie bemchtigen. Wie rcksichtslos es seine Jnter-essen zu wahren gedachte, erfuhr Dnemark. Als dieser Staat aufgefordert wurde, der Kontinentalsperre beizutreten, legte sich eine englische Flotte vor Kopenhagen, bescho die Stadt und fhrte die dnischen Kriegsschiffe hinweg.
Dnemark trat dem franzsischen Bndnisse bei, während Rußland an Eng-land und im folgenden Jahre auch an Schweden den Krieg erklrte und tiefes (1809) zur Abtretung von Finnland zwang.
Napoleons Weltherrschaft.
71. Der Krieg in Spanien. Im Herbste 1807 lie Napoleon seine Truppen in Portugal, das der Kontinentalsperre nicht beitreten Portugal, ivollte, einrcken und erklrte das Haus Braganza fr abgesetzt. Im folgenden Jahre berief er den spanischen König Karl Iv. und seinen Sohn Ferdinand, zwischen denen ernstliche Zerwrfnisse ausgebrochen waren, vor seinen Richterstuhl nach Bayonne und ntigte beide, auf die Krone zu verzichten. Ihr Nachfolger wurde Joseph Bonaparte,Josephkomg während die Krone von Neapel Murat erhielt. Dadurch jedoch, da D' Sdqmcr" sich das spanische Volk mit Untersttzung englischer Truppen fr sein angestammtes Knigshaus erhob, zog sich der Krieg zwischen den beiden groen Gegnern England und Napoleon in dasjenige Land Europas,
das dank seiner ungewhnlich groen Kstenentwicklung einer Seemacht die beste Gelegenheit bot, einen zu Lande kmpfenden Verbndeten wirk-sam zu untersttzen. Hier hinderte berdies die Schwierigkeit des Ge-lndes und der eigentmliche kriegerische Charakter seiner Bewohner Na-Poleons Heere daran, durch rasche, vernichtende Schlge eine schnelle Entscheidung herbeizufhren. Nachdem daher Napoleon durch eine Zu-sammenknnft mit dem Zaren zu Erfurt, die durch die Teilnahme seiner Vasallenfrsten zu einem glnzenden Kongre wurde, sich den Rcken Kongre w gedeckt hatte, zog er selbst mit einem starken Heere nach Spanien und trfurt 1808' fhrte Joseph nach Madrid. Die Englnder wurden bis zur Kste zu-rckgedrngt, Saragossa von den Franzosen nach heldenmtigem Wider- Saragossa, stnde erobert*). Da sich aber in diesem Augenblicke der sterreichische Kaiser und sein Minister, Graf Stadion, von der englischen Regierung bestimmen lieen, an Napoleon den Krieg zu erklären, mute dieser die weitere Unterwerfung Spaniens seinen Generalen berlassen. General Mellesley, der damals den Oberbefehl der das englische Heer bernahm, siegte der König Joseph und wurde deshalb zum Lord Welling- Wellington, ton erhoben (vgl. 55 Anm.). Die franzsischen Truppen erschpften sich im Kleinkriege mit bewaffneten Volkshaufen (Guerillas"), bis schlie-lich Wellington durch seinen Sieg bei Vitoria (in den Baskischen Pro-Binzen, Juni 1813) Spanien endgltig von den Franzosen befreite.
*) Vgl. in der alten Geschichte Sagunt und Numantia.
8*
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Napoleons Weltherrschaft,
tz 72. Der sterreichische Krieg und die Erhebungen in Norddeutsch-land. Im Frhjahr 1809 rckte Erzherzog Karl mit dem sterreichischen Hauptheere, unter dessen Fahnen sich die Freiheit Europas geflchtet hatte", in Bayern ein; er lie sich jedoch von Napoleon, der mit Hilfe der Rheinbundstaaten rasch ein starkes Heer gesammelt hatte, durch eine Reihe F-idzug von unglcklicher Gefechte in der Nhe von Regensburg z. B. bei Egg-Megenstmrg. md ^ Marschall Ney auszeichnete nach Bhmen drngen.
Wiederum besetzte Napoleon Wien. Bei seinem Versuche, der die Donau Asp-rn u gehen, wurde er jedoch bei Aspern und Eling (am 21. und 21./22. Mal. 22 blutig zurckgewiesen. Mau pries diesen Erfolg des Erzherzogs
in sterreich und auch sonst in Europa als ersten vollstndigen Sieg der Napoleon. Da aber jener seinen Erfolg nicht ausntzte, konnte Na-poleon neue Krfte sammeln und namentlich das Heer seines Stiefsohnes heranziehen, der unterdessen ein anderes sterreichisches Heer (unter dem Erzherzog Johann) ans Italien nach Ungarn gedrngt und hier (bei Raab) besiegt hatte. Napoleons erneuter Versuch, die Donau zu ber-schreiten, fhrte zu der vernichtenden Niederlage der sterreicher bei abagram Wagram (am 5. und 6. Juli). Dem alsbald geschlossenen Wasfenstill-5&m' stnde folgte im Herbst nach Stadions Rcktritt der Friede zu Wien, S'iede. in welchem sterreich Salzburg an Bayern, Weftgalizien an das Groherzogtum Warschau, Ostgalizien an Rußland und seine Lnder am Adriatischen Meere an Frankreich verlor. Napoleon bildete daraus einen neuen Vasallenstaat, die Jllyrischen Provinzen".
Tiroler Auch hier lies neben dem Kriege eine Volksbewegung her. Die Tiroler 2tufftanb hatten steh unter Andreas Hofer, Speckbacher und Hafpwger gegen die ihnen tief verhate Herrschaft der Bayern erhoben und ihre Truppen mehrmals am Jfelberge (bei Innsbruck) geschlagen. Aber im Wiener Frieden wurden die Tiroler preisgegeben. Andreas Hofer, dem schon die Am-neftie zugesagt worden war, ergriff auf eigne Faust wieder die Waffen. Nachdem er unglcklich gekmpft hatte, flchtete er zwei Monate lang m den Bergen von einem Versteck ins andere, wurde endlich verraten, gefangen-Hofers Tod genommen und im Februar 1810 auf Befehl des Vizeknigs von Italien 1810' in Mantua erschossen. ..
Friedrich Beim Ausbruch des Krieges zwischen Osterreich und Frankreich hatte ^Braun-"der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der Sohn des schweig, bei Anerstdt verwundeten, unglcklichen Fhrers des preuischen Heeres, in Schlesien und in Bhmen ein Korps gesammelt, das er die schwarze Schar der Rache" nannte, und einen khnen Streifzug durch Mittel-deutschland unternommen. Nach dem Waffenstillstnde fchlng er sich mit etwa 2000 Mann zwischen verschiedenen feindlichen Korps durch Braun-schweig und Hannover bis zur Weser durch, wo er auf englischen Schiffen
Schill. Major^Ferdinand von Schill, der sich 1806/07 besonders bei der Verteidigung Kolbergs ausgezeichnet und ein Husarenregiment erhalten hatte, verlie mit etwa hundert Mann seines Regiments ferne Garnison
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Norddeutsch-land Europas Bayern Rheinbundstaaten Regensburg Egg-Megenstmrg Wien Donau Europa Italien Ungarn Napoleons Donau Wien Salzburg Warschau Ostgalizien Frankreich Italien Mantua Osterreich Frankreich Schlesien Hannover
73. 74.
Napoleon auf der Hhe seines Glckes.
Stein.
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Berlin, um auf eigene Hand Krieg zu führen. Unterwegs verstrkte sich sein Korps durch Freiwillige. Nach anfnglichen geringen Erfolgen wurde er bis nach Stralsund zurckgedrngt und fiel hier in einem Straen-gefecht. Elf gefangene Offiziere seines Korps wurden in Wesel erschossen, die Mannschaften in die Kerker und Galeeren Frankreichs gebracht. Einen hnlichen Mierfolg hatte der westflische Oberst von Drnberg in Drnberg. Hessen mit dem Versuch eines Aufstand es.
73. Napoleon auf der Hhe seines Glckes. Da sich Papst Weitest-Pins Vii. weigerte, seine Hfen den englischen Schissen zu verschlieen, Frankreich"? lie ihn Napoleon verhaften und in die Gefangenschaft (nach Savona bei Genua) führen; den Kirchenstaat, das Lehen seines erlauchten Ahnen Karls des Groen", vereinigte er, wie schon vorher Toskana, mit Frankreich (1809). Im folgenden Jahre annektierte er auch Holland,
das sein Bruder Louis aufgegeben hatte, und dehnte, um die Kontinentalsperre wirksam durchzufhren und dem Schmuggel mit englischen Waren ein Ende zu machen, Frankreichs Grenzen der das nrdliche Han-notier, Oldenburg und die Hansestdte bis zur Ostsee aus. Hiermit erlangte Frankreich seinen grten Umfang. Es reichte von den Pyrenen bis zur Trave und im Sdosten bis zum Garigliauo, ja (mit den Jlly-tischen Provinzen) bis der das Adriatische Meer hinaus. Spanien, Neapel,
Italien, der Rheinbund, Polen und Dnemark waren seine Vasallenstaaten und dadurch auch Preußen, sterreich und die Schweiz von ihm umklammert.
Da Napoleon von seiner Gemahlin Josephine keinen Thronerben Napoleons hatte, lie er sich (im Dezember 1809) von ihr scheiden und heiratete 2'5eltat' einige Monate spter unter Vermittlung des geschmeidigen sterreichischen Ministers Metternich Maria Luise, die Tochter des sterreichischen Kaisers. Dem Sohne, der ihm im folgenden Jahre (1811) geboren wurde,
verlieh er den Titel eines Knigs von Rom. Er stand damals auf der Hhe seiner Macht und seines Glckes.
Preuens Wiedergeburt.
Unter dem Drucke der Fremdherrschaft wurden in Preußen die Reformen durchgefhrt, deren Notwendigkeit schon lngst erkannt war. Die wichtigsten darunter sind: die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Einfhrung der Gewerbefreiheit und der Selbstverwaltung in den Stdten, sowie die Um-bildung des ftiderizianischen Heeres in ein Volksheer.
74. Stein. Nach Abschlu des Friedens von Tilsit berief der König den Freiherrn vom Stein in die Stellung eines ersten Ministers; Stein, die Kabiuettsregieruug (vgl. 51) hrte auf.
Heinrich Friedrich Karl, Freiherr vom und zum Stein stammte aus altem frnkischen Rittergeschlechte, das auf dem Stein bei Nassau an der Lahn seinen Stammsitz hatte. Er war unter Friedrich Ii. in preuische Dienste getreten und hatte den Bergbau in der Grafschaft Mark zu neuer
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